Bradscheid - Hillscheid - Mückenberg:
verlassene Orte
Viele Generationen sind vergangen, Herrscher sind gekommen und gegangen, seit
dies geschah. Es ist dies die Geschichte zweier
Gehöfte und des uns einstmals eng verbundenen Nachbardorfes Hillscheid.
Bradscheid
Beim Studium alter Karten (181011820) stellt man fest, daß weit westlich des
Ortes Salm, beim Zusammentreffen der Fluren von Salm, Weidenbach und Densborn,
wo heute geschlossener Wald ist, früher Acker, Wiese und Heide war. Dies sind
eindeutige Spuren einer früheren Besiedlung, die auch vorhanden war;
schriftlich ist jedoch nur wenig überliefert.
Etwa 300 m rechts des Weges, der vom "Siebenarmigen" Wegweiser in
Richtung Schafbrück abzweigt, lag der Hof
Bradscheid (Protscheid). Am 8 Dezember 1289 wird in einer Urkunde berichtet: Der
Zehnte des Hofes wird an die Kapelle nach Densborn
abgeführt. Auch neue Karten haben noch die Eintragung "Auf dem langen
Feld", ein Beweis dafür, daß hier einmal offene Feldflur war. Wie es zur
Wüstung kam, ob der Ertrag nicht mehr zum Leben reichte, ist heute nicht mehr
nachvollziehbar.
Hillscheid und Mückenberg
Folgt man dem alten Weg (Mühlenweg), der früher von Salm nach Meisburg führte,
über die Brücke der Salm an der ehemaligen Mühle vorbei, so gelangt man in
die heutige Gemarkung "Hillscheid". Hier, im ehemaligen Heide- und
Wiesenland, war das Dorf Hillscheid (Hulscheydt); 1238 wird der Ort und ein in
der Nähe befindlicher Hof Mückenberg (Muckenberg) als Besitz des Heinrich von
Wachenheim, genannt "der Stulz", belehnt durch Heinrich Herr zu
Manderscheid-Kerpen, urkundlich erwähnt.
Nach Angaben von Ost, der die Altertümer und Wüstungen im den Jahren um 1850
erkundete, soll der Ort 40 Häuser groß gewesen
sein. Auch eine Kapelle, eine Filiale von Salm, soll sich dort befunden haben.
Nach dem großen Brand von Wallenborn im Jahre 1848, bei dem der ganze Ort
niederbrannte, sind zum Wiederaufbau die Steine aus dem verlassenen Ort
verwendet worden. 1854 wurden noch viele Mauerreste und Trümmer beobachtet.
Steinhaufen haben sich noch bis zur Flurbereinigung Anfang der 60er Jahre
erhalten. Auch konnte man beim Überschreiten der dort befindlichen Wiesen ein
hohles, dumpfes Geräusch feststellen. Es war ein untrügliches Zeichen dafür,
daß sich in der Erde Hohlräume befanden, die Kellerräume der einstigen Häuser.
Planierungsarbeiten haben dies bestätigt.
Heute, lange nach Abschluß aller Kultivierungsmaßnahmen, sind auch die
restlichen sichtbaren Zeitzeugen verschwunden; nichts deutet mehr auf Spuren
einer Besiedlung hin. Das Dorf soll der Pest zum Opfer gefallen sein (laut Ost:
es sei im 30jährigen Krieg verheert worden!). Ein genauer Zeitpunkt ist nicht
bekannt, vage Angaben beziehen sich auf den Anfang des 18. Jahrhunderts. Ein Mädchen
soll die Seuche überlebt und als letzte
den Ort verlassen haben. Der Hahn vom Kapellenturm wird laut Überlieferung
geborgen und nach Weidenbach gebracht. Noch bis in unsere Tage hinein spricht
man von einem Pfade, den die Hillscheider beim Kirchgang benutzten. Derselbe führte
an Feltges Haus vorbei ("durch den Schloff") direkt zur Kirche im
Unterdorf. Getauft, verheiratet und beerdigt wurden die Hillscheider in Salm.
Bis Anfang der sechziger Jahre war in Hillscheid
eine Steintafel vorhanden, die daran erinnerte, daß "im langen Bruch"
ein Mann ertrunken sein soll. Leider ist sie verlorengegangen. Etwa 1920 wurden
hinter der Hirschbornquelle Fundamente eines 50 m langen Gebäudes gefunden, die
Steine fanden Verwendung beim Bau des Hirschbornweges. Dieses ehemals stattliche
Gebäude muß schon vor langer Zeit verfallen sein, da auf dem Platz mittendrin
eine mehr als 200 Jahre alte Eiche stand. Von einer ursprünglichen Nutzung oder
Zuordnung zu einer Ortschaft ist uns nichts überliefert.
Das Gelübde, die Bruderschaft
Aus purer menschlicher Angst vor dem schwarzen Tod, der Pest, die doch einen
ganzen Nachbarort mit allen seinen Einwohnern dahingerafft hatte, soll man in
Salm zu folgendem Entschluß gekommen sein: Am Sonntag nach Fronleichnam findet
eine genaue Wiederholung der Prozession statt, so Salm von der Krankheit
verschont bleibt. Ob dies nun Legende oder wahre Begebenheit ist: Tatsache ist,
daß die Prozession bis zum 31. Mai 1964 durchgeführt wurde. Der damalige I
Pastor Juhar drängte auf ihre Abschaffung und setzte sich gegen den großen
Widerstand der Gemeinde durch. Er begründete dies mit einem gestiegenen
Verkehrsaufkommen, auch soll das Ganze nicht schriftlich belegt sein. So wurde
einem wahrscheinlich über 150 Jahre dauernden Gelöbnis ein Ende bereitet. Als
Erinnerung an die "Bruderschaft" feiert die St. Hubertus Schützenbruderschaft
ihr Schützenfest seit 1969 am ehemaligen "Bruderschaftstag", dem
Sonntag nach Fronleichnam.
Anmerkungen:
Hulscheydt = althochdeutsch >hulis<; Stechpalme
Muckenberg = >Mucke<; Kröte
aus: Kurtrierisches Jahrbuch 1962 von Prof. Wolfgang Jungandreas, Trier